Ein alter Mann umarmt glücklich sein Pferd. Damit du deine Angst beim Reiten überwinden kannst, lies unsere 7 Tipps!

Angst beim Reiten überwinden: 7 Schritte zu mehr Mut im Sattel

Angst beim Reiten – dieses mulmige Gefühl, das Dich beschleicht, bevor Du in den Sattel steigst – kennen viele Reiter. Dein Herz schlägt bis zum Hals, die Hände werden feucht, und in Deinem Kopf malen sich die wildesten Horrorszenarien aus. Angst beim Reiten ist weiter verbreitet, als man denkt, und sie ist keine Schande. Im Gegenteil: Angst ist zunächst ein natürlicher Schutzmechanismus. Beim Reiten sitzt Du auf einem 500kg schweren Fluchttier, das du vielleicht nicht richtig einschätzen kannst – natürlich stuft Dein Gehirn das als potenzielles Risiko ein und schüttet Adrenalin aus. Doch wenn die Angst überhandnimmt, kann sie Dich lähmen und die Freude am Reitsport rauben. Damit das nicht passiert, schauen wir uns jetzt an, wie Du Deine Reitangst Schritt für Schritt in den Griff bekommst. 


Schritt 1: Akzeptiere Deine Angst beim Reiten

Der erste und wichtigste Schritt ist, Deine Angst anzunehmen statt sie zu verdrängen. Sage Dir selbst: „Ja, ich habe Angst, und das ist okay.“ Indem Du Deine Angst als normal erkennst, nimmst Du ihr einen Teil ihres Schreckens. Viele Reiter versuchen, Angst einfach zu ignorieren oder runterzuspielen, aber das funktioniert selten. Akzeptanz bedeutet nicht, sich der Angst zu ergeben, sondern sie als Teil der Situation zu sehen, an der man arbeiten kann. Informiere dich über spezifische Gedankenspiel, die Dir dabei helfen können, mit deiner Angst gelassener umzugehen.


Schritt 2: Finde die Ursache Deiner Angst 

Überlege Dir als Nächstes ganz ehrlich, wovor Du Angst hast. Je klarer Du den Auslöser benennen kannst, desto gezielter kannst Du daran arbeiten. Häufige Auslöser für Reitangst sind zum Beispiel:

  • Sturz oder Unfall: Ein früherer Fall vom Pferd oder ein Unfall kann tiefe Spuren hinterlassen und Angst beim Reiten auslösen.
  • Unberechenbares Pferd: Schlechte Erfahrungen mit einem sehr temperamentvollen oder schwierigen Pferd können Unsicherheit fördern.
  • Mangelndes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten: Wenn Du dir selbst nicht vertraust, entsteht leicht die Angst, Situationen nicht kontrollieren zu können.
  • Angst vor Kontrollverlust: Die Erkenntnis, ein Lebewesen unter sich zu haben, das eigene Entscheidungen trifft, kann beängstigend sein.
  • Druck und Erwartungen: Versagensängste entstehen oft durch Druck von außen (Trainer, Mitreiter) oder durch eigene hohe Erwartungen und Perfektionismus.

Tipp: Schreibe Deine konkreten Ängste auf und notiere dahinter, wie wahrscheinlich es ist, dass dieses Ereignis eintritt (z.B. auf einer Skala von 1 bis 10). Überlege Dir auch, was im schlimmsten Fall passieren würde und wie Du dann handeln könntest. Oft stellst Du fest, dass die wirklich katastrophalen Situationen sehr unwahrscheinlich sind. Diese Übung hilft dabei deine Ängste zu entkräftigen, indem du sie rationalisierst.


Schritt 3: Sprich über Deine Angst und hol Dir Unterstützung

Wie bei den meisten Problemen: Bleib mit Deiner Angst nicht allein. So schwer es fällt – darüber zu reden, ist der erste Schritt zur Besserung. Vertraue Dich einem guten Freund, einem Familienmitglied oder idealerweise einem einfühlsamen Reitlehrer an. Deine Ängste zu formulieren, macht sie für dich selbst greifbarer und handhabbarer und es ist immer gut zu wissen, mit seinen Problemen nicht alleine sein zu müssen. Wenn Du offen damit umgehst, kann Dir jemand von außen vielleicht eine neue Perspektive geben.

Besonders hilfreich ist es, sich professionelle Unterstützung zu suchen. Eine geduldige Reitlehrerin oder sogar Therapeut, der Erfahrung mit ängstlichen Reitern hat, kann Gold wert sein. Er wird Deine Angst beim Reiten ernst nehmen und dich behutsam aus Deiner Komfortzone herauslocken. Außerdem weiß ein guter Trainer genau, welche Situationen ungefährlich sind und dir dennoch Sicherheit geben – so gewinnst Du Stück für Stück Vertrauen zurück.


Schritt 4: Setze Dir kleine Ziele und habe Geduld

Die Angst beim Reiten verschwindet nicht von heute auf morgen. Druck ist hier fehl am Platz. Setze Dir stattdessen realistische, kleine Ziele. Zum Beispiel: erst einmal wieder im Schritt an der Longe reiten, bevor Du ins Gelände gehst. Teile den Weg zurück in den Sattel in Etappen ein. Jeder noch so kleine Fortschritt – sei er noch so klein – ist ein Erfolg, auf dem Du aufbauen kannst.

Wichtig dabei: Hab Geduld mit Dir selbst. Es ist absolut in Ordnung, wenn es länger dauert, bis Du Dich wieder wirklich sicher fühlst. Jeder Mensch hat sein eigenes Tempo, besonders wenn es darum geht, Ängste zu überwinden. Rückschritte gehören ebenfalls dazu: Es kann Tage geben, an denen die Angst beim Reiten plötzlich wieder größer ist, obwohl Du dachtest, sie fast los zu sein. Das ist normal! Versuche, Rückschläge gelassen zu sehen – sie bedeuten nicht, dass Du versagt hast, sondern sind einfach Teil des Prozesses.


Schritt 5: Schaffe eine sichere Umgebung und wähle das richtige Pferd

Um wieder Vertrauen zu fassen, ist ein sicheres Umfeld das A und O. Wähle für die ersten Ritte nach einer Angstpause bewusst Situationen, in denen Du Dich wohlfühlst. Das kann bedeuten, zunächst in der Halle oder auf einem eingezäunten Platz zu reiten statt draußen im Gelände. Oder bitte jemanden, dem Du vertraust, darum, anwesend zu sein oder Dich an der Longe zu halten, während Du reitest. Schon das Wissen, nicht allein zu sein und im Zweifel Hilfe zu haben, nimmt viel von der Anspannung.

Ganz wichtig ist auch Dein vierbeiniger Partner: Nicht jedes Pferd eignet sich für einen Reiter, der gerade mit Angst zu kämpfen hat. Temporär kann es sinnvoll sein, auf ein besonders zuverlässiges, ruhiges Schulpferd umzusteigen – selbst wenn Du eigentlich schon auf höherem Niveau reitest. Ein geduldiges und nervenstarkes Pferd gibt Dir ein sicheres Gefühl und wird Dich nicht unnötig fordern. Wenn Du kein eigenes Pferd hast, achte im Reitstall darauf, Dir ein ausgeglichenes Pferd für die Stunde zuteilen zu lassen. Und natürlich: Sicherheitsausrüstung nicht vergessen! Schaffe Dir insgesamt eine Umgebung, in der Du Dich sicher fühlst – das ist die beste Grundlage, um mutiger zu werden und die Angst beim Reiten zu überwinden.


Schritt 6: Baue Vertrauen durch Bodenarbeit auf

Angst beim Reiten entsteht oft, wenn das Vertrauen zwischen Dir und Deinem Pferd gestört ist. Eine wunderbare Möglichkeit, dieses Vertrauen (wieder) aufzubauen, ist die Bodenarbeit. Vom Boden aus agierst Du auf Augenhöhe mit dem Pferd, ohne Dich gleich deinem Risiko auszusetzen. Gerade nach einem Sturz oder einer längeren Reitpause kann Bodenarbeit die Brücke zurück ins Sattel sein.

Beginne mit einfachen Führübungen: Beobachte dabei die Körpersprache Deines Pferdes und übe Dich selbst in ruhiger, klarer Kommunikation. Du wirst merken, wie Dein Pferd auf Dich achtet. Steigere die Übungen dann langsam: z.B. Longieren auf einem Zirkel, wo Du das Pferd auf Distanz kontrollierst. Solche Übungen stärken nicht nur das Vertrauen des Pferdes in Dich, sondern vor allem auch Dein Vertrauen in Dich selbst.

Durch die Arbeit am Boden lernt Dein Pferd, sich an Dir zu orientieren, und Du lernst, Deine Körpersprache bewusster einzusetzen. Viele ängstliche Reiter berichten, dass sie nach intensiver Bodenarbeit viel sicherer in den Sattel zurückgekehrt sind.


Schritt 7: Nutze Entspannungs- und Mentaltechniken

Mentale Stärke und körperliche Entspannung gehen Hand in Hand, wenn es darum geht, Angst abzubauen. Es gibt einfache Techniken, die Du vor und während des Reitens anwenden kannst, um ruhiger und fokussierter zu werden.

Ein bewährtes Mittel ist bewusstes Atmen. Sobald Du merkst, dass die Nervosität hochkriecht, konzentriere Dich auf Deine Atmung. Atme tief in den Bauch ein (zähl gedanklich bis 4), halte den Atem kurz (bis 2) und atme dann langsam wieder aus (bis 6). Wiederhole diese Bauchatmung einige Male. Du wirst spüren, wie Dein Herzschlag ruhiger wird und sich die Anspannung etwas löst. Eine gleichmäßige Atmung signalisiert auch Deinem Pferd: Alles ist in Ordnung.

Neben dieser körperlichen Methode spielt auch mentales Training eine große Rolle beim Überwinden von Angst beim Reiten. Unsere Gedanken beeinflussen unmittelbar, wie wir uns fühlen. Versuche also, Dich vor dem Reiten in eine positive Stimmung zu versetzen. Visualisierung kann dabei helfen: Schließe einen Moment die Augen und stelle Dir vor, wie Du souverän und entspannt reitest. Stell Dir vor, wie Gelassenheit und Vertrauen durch Deinen Körper fließen. Dieses innere Bild nimmst Du mit, wenn Du in den Stall gehst. Klingt vielleicht ungewöhnlich, aber viele Reiter schwören darauf: Positive innere Bilder und Affirmationen („Ich schaffe das. Ich vertraue meinem Pferd, und mein Pferd vertraut mir.“) können negative Gedankenspiralen durchbrechen.

Gedankendisziplin ist lernbar: Immer wenn Dir ein ängstlicher Gedanke kommt, kontere ihn bewusst mit einem positiven Gedanken. Das erfordert etwas Übung, zahlt sich aber aus. Mit der Zeit programmierst Du Dein Gehirn um von Angst auf Zuversicht.


Fazit

Angst beim Reiten zu überwinden ist ein Prozess, der Zeit braucht – aber es lohnt sich. Indem Du Deine Angst akzeptierst, ihre Ursachen verstehst und Dir mit Unterstützung einen realistischen Plan machst, gewinnst Du Schritt für Schritt die Kontrolle und das Vertrauen zurück. Jeder kleine Erfolg im Sattel (oder am Boden) ist ein Baustein für Deinen Mut.

Bleib geduldig und freundlich zu Dir selbst. Es ist keine Schwäche, Ängste zu haben – mutig sein bedeutet nicht, keine Angst zu spüren, sondern trotz der Angst aufs Pferd zu steigen und es zu versuchen. Mit unseren 7 Schritten bist Du auf einem guten Weg: Du lernst, Deine Angst beim Reiten zu managen, anstatt Dich von ihr beherrschen zu lassen.

Vertrau Dir und Deinem Pferd, nimm Dir alle Zeit der Welt, und feiere Deine Fortschritte. Schon bald wirst Du merken, wie das mulmige Gefühl kleiner und leiser wird, während Dein Mut im Sattel von Tag zu Tag wächst.


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