
Pferdepflege 1x1: 10 Basics, die jede:r Reiter:in kennen sollte
Du startest ins Reiterleben oder übernimmst zum ersten Mal ein Pflegepferd? Großartig! Gute Pferdepflege ist viel mehr als „sauber machen“. Sie schützt die Gesundheit, stärkt eure Bindung und macht das Reiten erst wirklich angenehm. In diesem kompakten Leitfaden bekommst du alles Wichtige für den Einstieg: was zur Pferdepflege gehört, welche Utensilien du brauchst und wie deine tägliche Routine aussieht. Verständlich, praxisnah – und mit genug Tiefe, damit du direkt loslegen kannst.
- 1) Sichere Basis: Putzplatz & Equipment für die Pferdepflege
- 2) Tägliche Fellpflege: Striegeln, Bürsten, Glanz
- 3) Hufpflege: Ohne Huf kein Pferd
- 4) Mähne & Schweif: Entwirren mit Gefühl
- 5) Sensible Stellen: Augen, Nüstern, Maul & Schweifrübe
- 6) Vor dem Reiten: Sattellage & Gurtzone extra sauber
- 7) Nach dem Reiten: Abkühlen, Schweiß raus, Wohlfühlritual
- 8) Saison-Check: Fellwechsel, Sommer & Winter
- 9) Von innen nach außen: Fütterung & Wasser
- 10) Gesundheitsvorsorge: Der Plan hinter der Pferdepflege
- Bonus: 5 goldene Regeln der Pferdepflege (Infobox)
- Häufige Fragen zum Einstieg
- Fazit: Gute Pferdepflege ist gelebte Partnerschaft
Kurzüberblick – warum Pferdepflege so wichtig ist
- beugt Scheuerstellen, Hautproblemen und Hufkrankheiten vor
- macht Verspannungen sichtbar und lockert die Muskulatur
- fördert Vertrauen, weil Berührung zur „gemeinsamen Sprache“ wird
- ermöglicht tägliche Gesundheitskontrolle in Mini-Schritten
1) Sichere Basis: Putzplatz & Equipment für die Pferdepflege
Für entspannte Pferdepflege brauchst du einen rutschfesten Putzplatz mit zwei Anbindepunkten (beidseitig anbinden = mehr Sicherheit) und einen gut sortierten Putzkasten. Das gehört hinein:
Must-haves im Putzkasten | Wofür du es brauchst |
Gummi- oder Kunststoffstriegel | Schmutz lösen, Durchblutung fördern (nicht für Kopf/Beine) |
Kardätsche (weich) | Staub ausstreichen, Glanz holen |
Wurzelbürste (fester) | Beine & grober Dreck |
Mähnen- & Schweifbürste / grober Kamm | Langes Haar entwirren |
Hufkratzer mit Bürste | Hufe ausräumen & nachbürsten |
2 Schwämme (Gesicht/Schweifrübe) | Hygiene sensibler Zonen |
Weiches Tuch/Glanzhandschuh | Finish, Feinstaub |
Tipp: Jedes Pferd hat sein eigenes Putzzeug – so vermeidest du, Hautpilz & Co. zu übertragen. Reinige die Bürsten regelmäßig.
2) Tägliche Fellpflege: Striegeln, Bürsten, Glanz
Die tägliche Pferdepflege beginnt am Fell. Vorgehen: von vorn nach hinten und oben nach unten. Mit dem Striegel löst du auf den großen Muskelpartien (Hals, Schulter, Bauch, Kruppe) Schmutz und lose Haare. Danach streichst du mit der Kardätsche mit der Fellrichtung alles heraus. Beine putzt du mit einer festeren Bürste von oben nach unten. Am Kopf nur sehr weich bürsten oder ein Tuch verwenden – hier ist die Haut empfindlich.
Warum so gründlich? Sauberes Fell verhindert Scheuerstellen unter Sattel und Gurt, die Massagewirkung lockert die Muskulatur, und du entdeckst kleine Blessuren sofort. Bonus: Viele Pferde genießen diese „Wellness“ einfach! Fellpflege ist auch Beziehungspflege.
3) Hufpflege: Ohne Huf kein Pferd
Hufe vor und nach dem Reiten auskratzen – immer. Mit dem Hufkratzer vom Ballenbereich zur Zehe arbeiten, Strahl aussparen (empfindlich!), anschließend mit der kleinen Bürste Reste entfernen. Dabei prüfst du gleich: sitzt das Eisen? Gibt es Risse, üblen Geruch (Warnsignal für Strahlfäule), Wärme oder Druckempfindlichkeit?
Routinepunkte:
- Hufschmied/Pfleger je nach Pferd alle 6–8 Wochen
- Box & Paddock sauber halten – Ammoniak und Dauerfeuchte schaden dem Horn
- Im Winter Eis-/Schneeklumpen entfernen; ggf. über Stollen/Grips beraten lassen
Konsequente Hufpflege ist die vielleicht wichtigste Säule der Pferdepflege.
4) Mähne & Schweif: Entwirren mit Gefühl
Beginne unten an den Spitzen, arbeite dich nach oben, halte das Haar mit der Hand ab – so ziehst du nicht an der Schweifrübe. Eine Mähnenbürste oder die Finger sind oft schonend genug. Ein bisschen Mähnen-/Schweifspray kann helfen, Knoten sanft zu lösen. Keine „Dauerfrisur“ nötig; weniger ist mehr. Ziel: sauber, kämmbar, insektenabwehrend.
5) Sensible Stellen: Augen, Nüstern, Maul & Schweifrübe
Nimm zwei Schwämme/Tücher:
- Gesicht (Augenwinkel sanft auswischen, Nüstern von Staub befreien, Lefzen außen säubern)
- Schweifrübe/After (von oben nach unten, seitlich stehen für Sicherheit)
Ohren reinigst du nur außen und trocken – niemals tief hineingehen. Hygiene ohne Reizstoffe ist hier das A und O.
6) Vor dem Reiten: Sattellage & Gurtzone extra sauber
Vor dem Aufsatteln bürstest du Sattellage, Widerrist, Gurtlage und Kopf noch einmal besonders sorgfältig. Einzelne Sandkörner können unter Druck zu wunden Stellen führen. Kurz-Check: Augen klar? Nüstern sauber? Beine kühl? Hufe frei? Nur ein paar Sekunden – und du reitest mit gutem Gewissen los. Smarte Pferdepflege spart später Tierarztkosten.
7) Nach dem Reiten: Abkühlen, Schweiß raus, Wohlfühlritual
Abreiten im Schritt, absatteln, Schweiß mit Schweißmesser und feuchtem Schwamm entfernen, erneut Hufe auskratzen. Bei warmem Wetter lauwarm abduschen (Beine zuerst), Wasser abziehen, trockenreiben. In der kühlen Jahreszeit hilft eine Abschwitzdecke, bis das Fell trocken ist. Zum Schluss ein paar Minuten Kraulen – das verknüpft dein Pflegeritual mit Entspannung.
8) Saison-Check: Fellwechsel, Sommer & Winter
- Fellwechsel (Frühjahr/Herbst): Häufiger striegeln (Gummi-/Fellwechselstriegel), lose Unterwolle raus, Haut atmen lassen. Ausgewogene Mineralversorgung unterstützt den Haarwechsel.
- Sommer: Insektenschutz (Mechanisch: Fliegendecke/ -haube; Pflege: sanfte Sprays), Schweiß öfter auswaschen, Mähnenkamm und Schweifrübe im Blick (Sommerekzem früh erkennen).
- Winter: Trocknung dauert länger. Ungeschorene Pferde gründlich trockenführen; geschorene Pferde brauchen passgenaue Decken. Hufpflege gegen Matsch & Eis intensivieren.hen.
Du willst noch mehr über den Saison-Check erfahren? Für den Wechsel von Winter- zu Sommerfell haben wir bereits einen Artikel geschrieben! Schau Ihn dir hier an!
9) Von innen nach außen: Fütterung & Wasser
Glänzendes Fell beginnt im Trog. Raufutter (gutes Heu) in ausreichender Menge, Kraftfutter nur nach Bedarf, ein Salzleckstein und frisches Wasser rund um die Uhr – die Basis. Ergänzungen (z. B. Leinöl, Bierhefe, Biotin) nur gezielt und nicht „auf Verdacht“. Sauberes Wasser ist Pflege pur: 20–40 Liter pro Tag sind normal, bei Hitze deutlich mehr. Diese „innere Pferdepflege“ sieht man – an Fell, Hufen, Muskulatur und Laune.
10) Gesundheitsvorsorge: Der Plan hinter der Pferdepflege
Zur vollständigen Pferdepflege gehört ein klarer Vorsorgefahrplan:
- Impfungen: Tetanus (unverzichtbar), Influenza (insb. bei Turnierkontakt), je nach Region/Bestand Herpes oder weitere.
- Entwurmung: Entweder selektiv (Kotprobe + gezielte Behandlung) oder fester Stallplan – immer abgestimmt und für alle Pferde im Bestand.
- Zahnkontrolle: Mindestens jährlich durch Tierarzt/Pferdezahnarzt; scharfe Kanten stören Fressen und Trensengefühl.
- Hufschmied/Pfleger: Regeltermin fix einplanen (siehe Punkt 3).
- Jährlicher Check-up: Allgemeiner Gesundheitsstatus, Senioren evtl. Blutbild/Endokrinologie (EMS/Cushing).
- Dokumentation: Mini-Protokoll im Spind oder Stallbuch (Datum Schmied/Impfung/Wurmkur, Auffälligkeiten). So behältst du die Entwicklung im Blick.
Bonus: 5 goldene Regeln der Pferdepflege (Infobox)
1. Ruhe & Routine – Pferde lieben verlässliche Abläufe.
2. Sicherheit zuerst – fester Putzplatz, korrektes Anbinden, seitliche Position.
3. System statt Hektik – vorne nach hinten, oben nach unten, täglich die gleichen Griffe.
4. Blick & Hände schulen – fühlen, sehen, vergleichen: Was ist heute anders als gestern?
5. Weniger Chemie, mehr Gefühl – sanfte Produkte, sauberes Wasser, gute Technik schlagen „Zaubermittel“.
Häufige Fragen zum Einstieg
Wie lange dauert die tägliche Pferdepflege?
Für Putzen, Hufe, Mini-Check reichen oft 15–25 Minuten; vor und nach dem Reiten etwas mehr.
Wie oft soll ich waschen?
Nur bei Bedarf (starker Schweiß/Schmutz), punktuell und mit pferdefreundlichem Shampoo. Zu häufiges Waschen entfettet die Haut.
Braucht mein Pferd eine Decke?
Kommt auf Fell, Haltung und Arbeit an. Grundsatz: so wenig wie möglich, so viel wie nötig – und immer passgenau.
Fazit: Gute Pferdepflege ist gelebte Partnerschaft
Pferdepflege ist kein Extra – sie ist der Kern deiner Pferderoutine. Mit einem sicheren Putzplatz, sinnvollem Equipment, konsequenter Fell- und Hufpflege, saisonalem Blick, guter Fütterung und verlässlicher Vorsorge schaffst du die Grundlage für Gesundheit und Vertrauen. Das Beste: Ihr beide profitiert – dein Pferd körperlich, du mental. Jeden Tag ein bisschen näher, ruhiger, feiner. Genau so fühlt sich gutes Reiterleben an.