Bodenarbeit: Eine Frau führt ihr Pferd an der Leine. Dieser Beitrag erklärt dir wie du Vertrauen und Respekt am Boden erhältst.

Bodenarbeit Basics: Vertrauen & Respekt am Boden

Bodenarbeit ist weit mehr als nur „Spazierengehen mit dem Pferd“. Sie ist der Schlüssel zu Vertrauen, Respekt und einer sicheren Partnerschaft zwischen dir und deinem Pferd. Vielleicht hast du schon gesehen, wie jemand sein Pferd vom Boden aus trainiert, und dich gefragt, was dahintersteckt. In diesem Artikel erfährst du alles Wichtige über Bodenarbeit – was genau das ist, warum sie so hilfreich für eure Beziehung ist, welche Grundlagen du beachten solltest und mit welchen einfachen Übungen du sofort beginnen kannst. Vor allem für Anfänger ist dieser Artikel besonders hilfreich, aber auch wenn du schon etwas Erfahrung hast, kannst du hier noch den ein oder anderen Trick lernen!


Was ist Bodenarbeit?

Man versteht darunter sämtliche Übungen und Trainingsmethoden, bei denen du dein Pferd vom Boden aus führst, erziehst oder gymnastizierst. Anstatt im Sattel zu sitzen, bleibst du auf dem Boden und gibst von dort aus Signale. Dieses Training umfasst eine Vielzahl von Aktivitäten: vom klassischen Führtraining und Longieren über Gelassenheitstraining (Anti-Schreck-Übungen) und Trail-Parcours bis hin zu Zirkuslektionen und Freiarbeit ohne Halfter. Also alle Übungen, die du vom Boden aus mit deinem Pferd machst.

Wichtig ist, dass Bodenarbeit für jedes Pferd geeignet ist – unabhängig von Rasse, Alter oder Ausbildungsstand. Ob junges Pferd, erfahrenes Schulpony oder Oldie: Jedes Pferd kann vom Training am Boden profitieren. Sogar Fohlen lernen durch erste einfache Übungen Vertrauen zum Menschen und grundlegende Manieren beim Führen. Und auch ältere Pferde bleiben durch schonende Bodenarbeit geistig und körperlich fit. Für Jungpferde ist dieses Training ohnehin unverzichtbar, um sie Schritt für Schritt aufs spätere Reiten vorzubereiten.


Warum ist Bodenarbeit so wichtig?

Vertrauen, Respekt und Sicherheit – darum geht es im Kern bei der Bodenarbeit. Indem du mit deinem Pferd am Boden arbeitest, stärkst du das Vertrauen zwischen euch. Dein Pferd lernt, dir als souveränem Partner zu vertrauen, weil du es ruhig und klar durch verschiedene Aufgaben führst. Gleichzeitig lernt dein Pferd, dich und deine Signale zu respektieren. Respekt ist nicht mit Angst zu verwechseln, sondern zeigt sich in höflichem Verhalten und Aufmerksamkeit dir gegenüber. Ein respektvolles Pferd drängelt dich nicht zur Seite, bleibt stehen, wenn du stehen bleibst, oder geht rückwärts, wenn du ein entsprechendes Signal gibst – ohne dass du ziehen oder drücken musst.

Darüber hinaus ist es eine Möglichkeit die Kommunikation mit deinem Pferd zu verbessern und Bindung zwischen euch zu verstärken. Ihr lernt gegenseitig eure Körpersprache kennen und versteht einander immer besser. Viele Reiter stellen fest, dass sich durch regelmäßige Bodenarbeit auch das Reiten positiv verändert – das Pferd reagiert feiner auf Hilfen, weil es die Übungen und Signale vom Boden schon kennt. Gezielte Bodenarbeit kann sogar helfen, Probleme unter dem Sattel zu lösen, indem man sie erst vom Boden aus angeht. Außerdem bringt sie Abwechslung in den Trainingsalltag und fordert die Konzentration deines Pferdes. Auch körperlich hat Bodenarbeit Vorteile: Übungen wie Longieren, Stangenarbeit oder Seitengänge vom Boden aus helfen beim Muskelaufbau und verbessern die Beweglichkeit – und das alles ohne Reitergewicht. Gerade bei Rekonvaleszenz nach einer Verletzung ist Bodenarbeit ein schonender Weg, das Pferd wieder in Bewegung zu bringen.


Ausrüstung und Vorbereitung

Für die Bodenarbeit brauchst du keine aufwendige Ausrüstung – ein paar Basics genügen:

  • Halfter – gut sitzend, weder zu locker noch zu eng
  • Führstrick oder Bodenarbeitsseil – am besten 3–5 Meter lang
  • Gerte oder Bodenarbeitsstick – als verlängerter Arm, um Signale zu geben
  • Handschuhe – für sicheren Halt und Schutz deiner Hände
  • Festes Schuhwerk – Sicherheit für deine Füße

Neben der Ausrüstung ist deine innere Haltung entscheidend. Gehe nur ans Training, wenn du ruhig und geduldig bist – Pferde spiegeln unsere Stimmung sofort. Beginne in einer sicheren Umgebung (eingezäunter Platz oder Halle) und plane kurze Einheiten von 10–20 Minuten. Regelmäßigkeit ist wichtiger als Dauer: Lieber oft kurz, als selten lang.

Tipp: Höre möglichst immer mit einem Erfolgserlebnis auf – so geht dein Pferd mit einem positiven Gefühl aus der Einheit.


Einfache Bodenarbeits-Übungen für Einsteiger

1. Richtiges Führen

Das Führen an der Hand ist die Basis. Dein Pferd soll aufmerksam neben dir hergehen, ohne zu drängeln. Übe Anhalten, Antreten und Richtungswechsel. Lobe sofort, wenn dein Pferd korrekt reagiert.

2. Rückwärtsrichten

Stelle dich vor dein Pferd, schaue es an und gib ein Signal zum Rückwärtsgehen. Nutze Stimme, leichte Impulse am Strick oder sanften Druck am Brustbein. Sobald dein Pferd einen Schritt zurück macht – sofort loben.

3. Stangenarbeit

Lege drei bis vier Stangen in gleichmäßigen Abständen auf den Boden. Führe dein Pferd langsam darüber, erst im Schritt, später im Trab. Das fördert Koordination und Konzentration.

4. Gelassenheitsübungen

Gewöhne dein Pferd spielerisch an ungewohnte Gegenstände wie Planen, Regenschirme oder Flatterband. Steigere den Schwierigkeitsgrad in kleinen Schritten und lobe ruhiges Verhalten.

5. Freiarbeit (optional)

Wenn dein Pferd die Grundlagen beherrscht, kannst du versuchen, es ohne Halfter und Strick durch Körpersprache zu dirigieren. Das ist die höchste Stufe und verlangt von euch beiden klare Signale und eine perfekte Zusammenarbeit.


Wichtige Grundregeln

  • Sicherheit geht vor: Genügend Abstand, Handschuhe und passendes Schuhwerk tragen
  • Konsequenz & Fairness: Klare Signale geben, freundlich bleiben, sofort loben
  • Geduld: In kleinen Schritten arbeiten und bei Fortschritt sofort aufhören
  • Regelmäßigkeit: Lieber oft kurz, als selten lange Einheiten

Häufige Fehler bei der Bodenarbeit – und wie du sie vermeidest

  • Unklare Körpersprache → Definiere deine Start-/Stopp-Signale (Blick, Schultern, Schritt). Übe Bewegungsrichtung und Position ohne Pferd vor dem Spiegel.
  • Zu viel Druck, zu wenig „Release“ → Druck nur so stark wie nötig, Entlastung sofort bei der richtigen Reaktion. Timing ist Lernen.
  • Überforderung durch große Sprünge → Übung in Mini-Schritte zerlegen (Kriterium verkleinern), häufige kurze Pausen, dann steigern.
  • Zu lange Einheiten → 10–20 Minuten reichen. Mit einem Erfolg enden, statt „bis es perfekt ist“ weiterzumachen.
  • Inkonsequenz → Heute „Nein“, morgen „Naja“ verwirrt. Gleiche Regeln, gleiche Hilfen, immer.
  • Signal-Overload (Stimme + Zug + Gerte gleichzeitig) → Hilfen nacheinander geben: erst leicht, dann deutlicher, nie alles auf einmal.
  • Fehlendes Lob/ falsches TimingSofort loben/markern, wenn das gewünschte Verhalten beginnt – nicht erst am Ende.
  • Hektik oder Frust → Atmen, Tempo rausnehmen, Übung vereinfachen. Im Zweifel Session beenden und positiv abschließen.
  • Sicherheitsmängel → Führstrick nie um die Hand wickeln, seitlich stehen statt vor dem Pferd, Handschuhe & festes Schuhwerk tragen, Abstand wahren.
  • Kein Warm-up/ Cool-down → Pferd ankommen lassen (ein paar ruhige Runden), nach der Übung entspannt aus der Aufgabe herausführen.

Bodenarbeit ist ein großartiger Weg, die Beziehung zu deinem Pferd zu vertiefen. Macht du alles richtig gibt sie euch beiden Sicherheit, stärkt das Vertrauen und macht euch zu einem harmonischen Team – am Boden und später auch im Sattel.


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